Zollfreigrenze der EU fällt 2021: Was das bedeutet
In der EU fällt im nächsten Jahr die Zollfreigrenze von 22 Euro. Das betrifft auch Schweizer*innen, die gern außerhalb der Europäischen Union bestellen und sich die Artikel zu MyPaketshop senden lassen. Wir erklären, was auf Sie zukommt.
Stand 2020: Kein Zoll bis 22 Euro
Wer schon einmal in den USA oder China bestellte, kennt das: Wenn Ihre Lieferung nach Deutschland – etwa zu MyPaketshop geht – dann fallen dafür Zollgebühren an. Allerdings nicht, wenn der Sendungswert geringer als 22 Euro ist. Das ist in den Paragraphen 23 und 24 der deutschen Zollverordnung geregelt.1 Außerdem erhebt der deutsche Zoll keine Einfuhrumsatzsteuer, wenn diese geringer als 5 Euro ausfällt.
Das bedeutet im Endeffekt, dass Sendungen bis zu einem Wert von 26,30 Euro zollfrei sind (bei einem Einfuhrsteuersatz von 19 %). Ausgenommen es handelt sich um Alkohol, Tabak oder Parfüm.2 Für diese wird vom ersten Cent an Zoll erhoben.
Wichtig: Der Sendungswert setzt sich immer aus Warenwert und Versandkosten zusammen.
Mit dem Zollrechner von test.de können Sie selbst überprüfen, ob oder wie viel Zoll eine Sendung Sie kostet.
Mehr über das Thema Zoll bei Nicht-EU-Sendungen verraten wir Ihnen im Blogbeitrag: Bestellungen aus China – wie MyPaketshop Ihnen helfen kann |
Problem mit der Zollfreigrenze
Eigentlich soll die Zollfreigrenze dazu dienen, bürokratischen Aufwand für den Zoll zu reduzieren, da er nicht jede Sendung zu verzollen braucht. Außerdem werden die Bürger*innen entlastet, da sie nicht wegen Kleinstsendungen zum Zoll müssen.
Doch China macht Strich durch die Rechnung
Laut „boerse-express.com“ kommen jährlich 600 Millionen Pakete von den bekannten chinesischen Online-Shops in die EU. Davon liegen 97 Prozent unter der Zollfreigrenze.3 Ein Wert, der unglaublich scheint: Bestellen fast alle Kund*innen für weniger als 22 Euro?
Es ist ein offenes Geheimnis, dass diese Händler ihre Lieferungen falsch deklarieren. So kostet dann ein hochwertiges Smartphone laut Zolldeklaration 20 Euro, einfach, damit es unter der Zollfreigrenze bleibt. Auch bezeichnen die Händler*innen sehr gern Warensendungen als Geschenksendungen, da diese bis 45 Euro Sendungswert zoll/steuerfrei sind.
Dem Zoll sind natürlich diese Praktiken bekannt, allerdings hat er weder das Personal noch die Zeit dagegen vorzugehen. Laut Schätzungen beläuft sich der Schaden durch jene Online-Shops, welche die Freigrenze ausnutzen bzw. absichtlich falsche Angaben machen, auf 7 Milliarden Euro in der gesamten Europäischen Union.4
2021: Keine Zollfreigrenze mehr
Nun soll die Zollfreigrenze 2021 abgeschafft werden. Damit reduzieren sich die Steuerverluste der EU-Staaten. Außerdem wird der Wettbewerb fairer, denn Händler*innen in der EU müssen ab dem ersten Cent Umsatzsteuer zahlen. Warum sollen das nicht auch Händler außerhalb der EU?
Was bedeutet das für Kundinnen und Kunden, die gern im Nicht-EU-Ausland bestellen?
Theoretisch bedeutet es:
Sendungen aus dem Nicht-EU-Ausland verteuern sich, da die Einfuhrumsatzsteuer ab dem ersten Cent erhoben wird. Auf eine Sendung im Wert von 22 Euro werden dann 4,18 Euro draufgeschlagen. Somit kostet sie 26,18 Euro. Außerdem kommt ein Mehraufwand auf die Kund*innen zu, die nun wegen jeder Bestellung zum Zoll müssen oder dessen Postservice nutzen → Wie das genau geht, verraten wir Ihnen im Artikel: Paket beim deutschen Zoll abholen. (verfügbar ab 12.03.2020)
Praktisch bedeutet es:
In der Praxis wird der Zoll hoffnungslos überfordert sein, da der bürokratische Aufwand enorm steigt. Außerdem werden die chinesischen Online-Shops, wie bisher, den Warenwert künstlich herunterrechnen, sodass die Sendungen weiterhin extrem preiswert bleiben. Daneben nutzen Alienexpress, GearBest, Everbuying und Co ihre eigenen Versandmethoden wie beispielsweise Germany Express oder Priority Direct Mail. Dabei wird die Ware via Subunternehmer unter zur Hilfenahme gefälschter Papiere in die EU gebracht. Verzollung oder Ähnliches findet nicht statt. (Interessiert am Thema? Techkou.net hat mehr herausgefunden.)
Für die meisten Kund*innen, die im asiatischen Raum gern shoppen, wird sich also selbst im Jahr 2021 nur wenig ändern.
Gegenwind aus Deutschland und Niederlande
Wie „boerse-express.com“ weiter berichtet, erhalten die Pläne der EU, die Zollfreigrenze von 22 Euro abzuschaffen, scharfen Gegenwind aus Deutschland und den Niederlanden. Sie wollen die Abschaffung bis 2024 verschieben.
In beiden Ländern sind nämlich große Verteilerzentren, die 60 Prozent der zollfreien Waren aus Drittländern abwickeln.5 Der Wegfall der Zollfreigrenze würde deren Geschäft schaden.
MyPaketshop meint zum Wegfall der Zollfreigrenze 2021
Generell empfehlen wir: Nicht im EU-Ausland bestellen. Zoll und weitere Gebühren verteuern die Waren erheblich. Wer auf die „Findigkeit“ der Importeure hofft, also dass diese den Zoll umgehen, der macht sich sogar der Steuerhinterziehung schuldig.
Wen diese Dinge nicht stören, der wird wohl auch 2021 kostengünstig in China bestellen können. Momentan sehen wir nicht, dass es dem deutschen Zoll gelingen wird, jedes Päckchen und Paket angemessen zu verzollen.
Nächste Woche im Blog
Passend zu diesem Thema werden wir am 12. März erläutern, was Sie tun können, wenn Ihr Paket beim deutschen Zoll festhängt. Es gibt nämlich inzwischen Möglichkeiten an die Sendung zu kommen, ohne selbst zum Zoll zu gehen.
Unsere Quellen
1 vgl. Zollverordnung, S. 9, S. 10 (23.12.1993), https://www.gesetze-im-internet.de/zollv/ZollV.pdf (abgerufen am 04.03.2020)
2 vgl. Sendungen mit geringem Wert. Voraussetzung, https://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Zoelle/Zollbefreiungen/Aussertarifliche-Zollbefreiung/Sendungen-mit-geringem-Wert/sendungen-mit-geringem-wert_node.html (abgerufen am 04.03.2020)
3 vgl. 22 Euro Mehrwertsteuer-Freigrenze: Droht Aufschub bei Abschaffung bis 2024? Rollt Paketlawine aus China weiter?, https://boerse-express.com/news/articles/22-euro-mehrwertsteuer-freigrenze-droht-aufschub-bei-abschaffung-bis-2024-rollt-paketlawine-aus-china-weiter-188326 (abgerufen am 04.03.2020)
4 ebd.
5 ebd.